Abteikirche Werden, Krypta

Christianisierung - Frühe Kirchen und Klöster

Das Kloster Werden gilt als eine Keimzelle für die Mission im rechtsrheinischen Rheinland und Westfalen. Der damals fremdartige christliche Glaube, verbunden mit unbekannten Bräuchen, neuartigen kirchlichen Strukturen und innovativen Bauformen, bewirkte in den bisher heidnisch geprägten westfälischen Gebieten letztlich eine neue religiöse und kulturelle Identitätsstiftung und Vereinheitlichung.

© Foto Roland Pieper

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Unbekannte Bräuche, neuartige kirchliche Strukturen und innovative Bauformen

Die Zeit der Christianisierung durch die Franken im 8. und 9. Jahrhundert bedeutete vor allem die Schaffung einer kirchlichen Organisation der Region des heutigen Ruhrgebiets. Es entstanden Bistümer, in denen Neugründungen von Klöstern, Urpfarreien und Eigenkirchen die Keimzellen bildeten für die Verbreitung des christlichen Glaubens, aber auch die Festigung der politischen und gesellschaftlichen Vormachtstellung. Der damals fremdartige christliche Glaube, verbunden mit unbekannten Bräuchen, neuartigen kirchlichen Strukturen und innovativen Bauformen, bewirkte in den bisher heidnisch geprägten westfälischen Gebieten letztlich eine neue religiöse und kulturelle Identitätsstiftung und Vereinheitlichung.

Das Kloster Werden, das heute zum Stadtgebiet von Essen gehört, gilt als eine solche Keimzelle für die Mission im rechtsrheinischen Rheinland und Westfalen. Liudger, 805 zum ersten Bischof des Bistums Münster ernannt, gründete hier ein Kloster und Mitglieder seiner Familie bekleideten ebenfalls Bischofssitze. So entstand mit der Zeit ein Netzwerk von Klöstern und Filiationen, die die Verbreitung des christlichen Glaubens und dessen kirchliche Organisation förderte. Mit dem Aufstieg des blühenden Klosters zum königlichen Schutzkloster stieg auch das Repräsentationsbedürfnis und im Jahr 943 wurde das mächtiges Westwerk der Kirche geweiht. Die Abtei Werden hatte außerdem die Funktion einer Ausbildungsstätte für Mission und Priesterstand und war somit auch in dieser Hinsicht Ausgangspunkt für die Christianisierung der westfälischen Gebiete.

Eine ganz ähnliche Funktion hatten auch die zahlreich entstehenden Frauenklöster und Damenstifte. Die erste Phase von Neugründungen kann man zwischen dem 9. Jahrhundert und 1100 festlegen. Auch das Stift Essen entstand wohl in dieser Zeit, das Datum 850 ist jedoch nicht gesichert. Wissen und Bildung konzentrierten sich im frühen Mittelalter auf die Klöster. Das Damenstift spielt eine wichtige Rolle für die kulturelle Bildung der Frauen und die Einführung einer Schriftkultur, was durch die erhaltenen prachtvollen Handschriften aus dem Essener Skriptorium illustriert wird. Auch war der politische Einfluss des Damenstiftes enorm, gebot doch seit dem 13. Jahrhundert die Äbtissin des Stiftes Essen als Fürstäbtissin über ein souveränes Territorium des Reiches.

Auch in Herdecke wurde im 10. Jahrhundert ein solches Damenstift gegründet, bei dem es sich um eine Tochtergründung von St. Maria im Kapitol handelte. Bei der Stiftskirche in Herdecke kommt ein weiterer fremder Impuls neben der Funktion als Bildungszentrum hinzu, nämlich der des innovativen Bauschemas der Klosterkirche. Bei ersten Grabungen in den 1930er und 40er Jahren ergab sich folgendes Bild des Gründungsbaus: Es handelte sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika, mit Dreiapsidenanlage im Osten sowie einer mächtigen Vorhalle im Westen.

Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Bildung von Urpfarren und Eigenkirchen. Im 8. Jahrhundert stellte man strenge Regeln für das kirchliche Leben auf. Es wurde ein Verbot heidnischer Riten erlassen und die Taufpflicht eingeführt; das Kirchengebäude wurde als Zentrum des religiösen Alltags hervorgehoben. 120 Hofbesitzer, dazu ein Höriger, eine Magd, sowie der Zehnte als Abgabe, gehörten jeweils zu einer Kirche mit ihren Geistlichen. Das führte zur Bildung fest umgrenzter Pfarrbezirke innerhalb der Bistümer, den sogenannten „Urpfarren“.

Der Ort Unna gilt als eine der ältesten Urpfarren Westfalens in der Kölner Erzdiözese. Bestimmend für die Gründung ist die Lage am Hellweg, und es wird angenommen, dass Unna einen auf Initiative Karls des Großen angelegten Königshof besaß. Möglicherweise noch innerhalb der Hoffläche des Königshofes wird die Gründung einer Missions- und Taufkirche angenommen. Zu dieser Kirche selbst fehlen bislang archäologische Untersuchungen.

Neben diesen Organisationenstrukturen gab es außerdem ein ausgeprägtes Eigenkirchenwesen, das in Westfalen von großer Bedeutung war. Adlige gründeten meist unmittelbar neben ihrem Hof eine Kirche, sorgten für deren Baufortgang und statteten den von ihnen eingesetzten Priester mit Land aus. Auch solche Eigenkirchen konnten zum Ausgangspunkt für Filialgründungen werden, als Beispiel hierfür dient die Eigenkirche mit ummauertem Kirchhof in Bochum-Stiepel. 
 

Denkmale zum Impuls

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