Hier wurde seit einiger Zeit durch massiven Baggereinsatz das kanalisierte Bachbett der Körne wieder aufgeweitet, um der Körne einen naturnahen Verlauf zurück zu geben. Bei der Beobachtung der Bauarbeiten war der ehrenamtliche Mitarbeiter auf die Schädelkalotte eines 2-4 jährigen Kindes aufmerksam geworden. Wenig davon entfernt lag eine Steinaxt-Klinge vom Ende der Steinzeit (Abbildung unten). Konnten das Hinweise auf eine Bestattung sein? Die Lage war aber sehr ungewöhnlich: Die Stücke fanden sich in den Faulschlammablagerungen einer alten, verlandeten Bachschlinge der Körne. Dies war keine übliche Situation für eine Bestattung. Also Anregung genug, der Sache auf den Grund zu gehen.
Mein Kollege und ich begannen, im Bereich der beiden Funde eine kleine Grabungsfläche anzulegen. Dabei fanden wir ein weiteres kleines Knochenstück von der Schädelkalotte des Kindes sowie einige Tierknochen, die in verlandeten Altarmen allerdings immer vorkommen können. Doch dann erschien direkt unter dem Loch, in dem das Schädeldach des Kindes gelegen hatte, etwas Metallisches. Das war doch sehr überraschend, da wir ja von einer steinzeitlichen Fundstelle ausgegangen waren. Schnell war das Objekt freigelegt und vor uns lag ein vollständiger Metalldolch von etwa 20 cm Länge.
Ungewöhnlich waren zwei kleine Fortsätze am oberen Griffende - also, mit Steinzeit hatte das nichts zu tun. Nach der Restaurierung zeigte sich, dass es sich bei dem Metalldolch um einen sog. Antennendolch handelte, der aus einem dreiteiligen bronzenen Griff und einer Eisenklinge bestand. Vergleichbare Funde gehören in die ältere Eisenzeit, in die so genannte Hallstattzeit um 600 v. Chr. Solche Antennendolche wurden im Raum Hallstatt in Österreich gefertigt. Das Stück aus Kamen ist der derzeit nördlichste Dolch dieser Art in Mitteleuropa und auch der erste Fund aus Nordrhein-Westfalen. Er unterstreicht eindrücklich die weiträumigen Handelskontakte während der Eisenzeit in Europa.