Die Frankfurter Rechtsmedizinerin Dr. med. Constanze Niess gab der jungen Frau aus der Blätterhöhle liebevoll und mit hoher wissenschaftlicher Präzision das Gesicht zurück. Alle Details am Schädel wie der Abstand der Augenhöhlen und vieles mehr wurden exakt vermessen und danach das Gesicht mit Plastilin auf einer Kopie des Schädels geformt.

Aber warum genau wurde gerade dieser Schädel rekonstruiert? „Es sind leider nur sehr wenige Skelettreste aus der Jungsteinzeit (5300-2000 v. Chr.) vorhanden. Unsere Wahl fiel auf die junge Frau aus der Hagener Blätterhöhle, da ihr Schädel bis auf den fehlenden Unterkiefer gut erhalten ist. Zudem gilt sie als eine der ältesten modernen Menschen in Westfalen", so das Team der Landesausstellung. Gleichzeitig hat gerade dieser Schädel durch spannende naturwissenschaftliche Analysen international für Furore gesorgt: Es handelt sich um eine der letzten Vertreterinnen der Jäger und Sammler in einer ansonsten durch Ackerbauern und Viehzüchter geprägten Gesellschaft – 2000 Jahre nachdem die Ackerbauern nach NRW kamen, um dort den Wald zu roden und feste Siedlungen und Felder anzulegen.
Der Originalschädel und die Gesichtsrekonstruktion werden erstmals zusammen im Rahmen der Archäologischen Landesausstellung in Bonn, in Detmold und in Herne präsentiert. Danach wandern sie zurück in die Nähe der Begräbnisstätte nach Hagen.
In den nächsten Wochen finden in der Blätterhöhle weitere Grabungen durch die Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen statt.