Mit der Ausstellung „Kanal-Landschaft Ruhrgebiet“ eröffnet das Westfälische Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg sein schwimmendes Atelier. Im Laderaum des historischen Schleppkahns „Ostara“, der im Oberwasser festgemacht ist, präsentiert das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag, 2. Mai, 50 Bilder von Hermann Bertelt. Der 77–Jährige aus Herne ist ein Maler des Ruhrgebiets. Auf unverwechselbare Weise do-kumentieren seine Bilder die Umbrüche und den Wandel im rheinisch-westfälischen Indust-rierevier. Zugleich spiegelt sich in ihnen auch seine Heimat-Verbundenheit: Hermann Bertelt ist ein Freund des Ruhrgebiets und seiner Menschen. Noch nie bestand die Industrie-Landschaft zwischen Ruhr und Lippe nur aus geschwärzten Fabrik- und Hausfassaden, aus Halden und Dach-Landschaften mit Schornsteinen, Fördergerüsten und Hochöfen. Die Bilder Bertelts zeigen auch die andere Dimension des Reviers: Zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Recklinghausen, Waltrop, Essen und Herne erholen sich die Menschen im Grünen und am Wasser. Im Ruhrgebiet geht man an den Kanal und lässt sich „durchlüften“. Hermann Bertelts Motive sind Schleusen und Häfen, Kräne, Brücken, Schiffe und gelegentlich ein Gesicht. In einer Landkarte wird jedes Bild noch einmal verortet, so, als wolle der Maler seine Motive beglaubigen und zur Überprüfung an Ort und Stelle auffordern - mit Augenzwinkern, denn er weiß um die Kraft der schönen Erinnerung. Hermann Bertelt bezeichnet sich gerne als „Dokumentarist“. Dabei liebt er das Abenteuer des Sehens, des Findens und die Freude am Malen. Der Autodidakt Hermann Bertelt bevorzugt das Aquarell, die Federzeichnung und diverse Mischtechniken. Er besteht auf handwerklicher Qualität. In ihren kühnen Formen, Linien und Farbspielen, die er immer wieder aufs Neue ausprobiert und verändert, sind seine Bilder unverwechselbar und jedes einzelne Bild bezeugt Freundlichkeit mit der Welt. 1926 in Herne geboren, kam Hermann Bertelt mit 13 Jahren als angehender Fernmeldemechaniker in den Bergbau. Nach dem Krieg folgte ein Arbeitsleben von 30 Jahren unter und über Tage. Seine Hauptaufgabe war die Automatisierung von Schacht-Förderanlagen: „Damals habe ich das Ruhrgebiet erwandert, in Tiefen bis über 1.200 Metern,“ so der Maler. Seit den 70er Jahren entstand ein umfangreiches künstlerisches Werk. Mehrere Museen und viele Privatleute sammeln seine Arbeiten. Hermann Bertelt lebt und arbeitet in Herne. Die „Ostara“, Baujahr 1926, ist ein Schiff vom Typ „Dortmund-Ems-Kanal“, dessen Breite und Länge genau auf das Trogmaß des Hebewerks abgestimmt ist. Seit 1987 ist das Schiff im Besitz des Westfälischen Industriemuseums; die Restaurierung steht kurz vor dem Abschluss.
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