Rund hundert Jahre nach Napoleons Tod (1821) resümierte der Kunsthistoriker John Grand-Carteret, dass Napoleon „in der Graphik gewissermaßen die Rolle inne[habe], die Christus in der sakralen Bildwelt spielt“.
Napoleon- darstellungen existieren dabei nicht nur als Drucke. Zu den Gemälden, Büsten, Medaillen gesellen sich auch alle Art der Darstellungen auf Gebrauchsgegenständen, von Töpfen und Krügen an über Pfeifen bis zu
Spanschachteln.
Die Omnipräsenz ist erstaunlich; dabei ist zu unterscheiden zwischen der offiziellen Legende des lebenden Generals, Konsuls und Kaisers, das heißt der von ihm selbst mitorganisierten Propaganda, und der nostalgischen – dabei zugleich zukunftsweisenden – Legende nach 1815.
Gerade die Präsenz in der Populärkultur des 19. Jahrhunderts verdeutlicht die Wiederkehr des "großen Korsen" – vor allem
nach seinem Tod.
In der Zeit der Restauration wurde der Name Napoleons zudem zum Identifikationspunkt der Opposition. Seine Dynamik wurde der als Erstarrung empfundenen Politik der deutschen Staaten entgegengestellt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein herrschte in Deutschland ein ausgesprochener Napoleonkult, der in Krisenzeiten (so 1848) durchaus Züge politischen Protestes annehmen konnte.