Die Herrschaft am Niederrhein wechselte bis 1815 mehrfach zwischen Franzosen und Preußen; beide hinterließen bauliche Spuren.
© Foto Dietrich Hackenberg
Die französische Besetzung löste in Wesel ab 1806 einen wahren Bauboom aus: Über fünf Millionen Francs investierten die Franzosen in den Festungsbau. Nicht nur für sie, sondern auch für die Preußen spielte der Weseler Rheinübergang eine wichtige strategische Rolle; große französische Truppenkontingente waren daher bis zum Rückzug 1814 hier untergebracht. Die französische Verwaltung ließ die alten preußischen Anlagen ausbauen: In der Zitadelle entstand 1809 die Kaserne VIII mit einem Bäckereigebäude; der eigentlich geplante, weit größere Gesamtkomplex blieb unvollendet, als die französische Besatzungszeit zu Ende ging. Der Nordteil des Gebäudes wurde 1933 durch den Neubau der Schillstraße zerschnitten, so dass heute rechts und links dieser Straße zwei ursprünglich zusammenhängende Baukörper dieses Baudenkmals stehen. Noch zwei weitere Zitadellen errichteten die Franzosen zur Sicherung des Weseler Rheinübergangs nach 1806; als Ruine erhalten ist auf dem linken Rheinufer die „Citadelle Napoléon“. Nachdem der linke Niederrhein 1815 in Folge des Wiener Kongresses endgültig preußisch wurde, benannte man die Anlage nach Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher, dem zeitgenössisch äußerst populären Kriegshelden der Befreiungskriege: Als „Fort Blücher“ nutzte nun Preußens Militär die Zitadelle. Das linksrheinische Dorf Büderich, welches Napoleon noch kurz vor dem Rückzug zugunsten eines freien Schussfeldes beseitigen ließ, hatten die Franzosen etwas entfernt wieder aufbauen wollen; das übernahmen nun die Preußen. Sie entwarfen mit Neu-Büderich ein „Reißbrettdorf“ auf streng rechtwinkligem Grundriss. Am zentralen Marktplatz errichtete der religiös tolerante Staat zwei etwa gleich große und ähnlich exponierte Kirchen für die beiden Konfessionen; für die katholische und die evangelische Gemeinde.
Vor dem Westwerk von St. Viktor in Xanten zeugt ein Grabdenkmal von der französischen Herrschaft am Niederrhein. Die Stadt Xanten, von 1794 bis 1814 französisch, errichtete hier 1811 einen Obelisken zu Ehren des 1799 verstorbenen Universalgelehrten Cornelis de Pauw. Der Anhänger der Aufklärung war seit 1761 Stiftsherr des Doms gewesen; zu den Verehrern seiner damals besonders in Frankreich populären Schriften gehörte auch Napoleon Bonaparte, auf dessen Befehl der Obelisk entstand.
Mit der Ruhrort-Homberger Trajektanstalt erwuchs noch 40 Jahre später ein Bauwerk aus den preußisch-französischen Auseinandersetzungen: Wenngleich der linke Niederrhein seit 1815 endgültig zu Preußen gehörte, war 1852 zwischen Homberg und Ruhrort aus militärischen Gründen keine feste Rheinbrücke erwünscht. Stattdessen beförderten eine Eisenbahnfähre und zwei entsprechende Hebebauwerke Güterwaggons über den Rhein. Dieses Nadelöhr hemmte den wachsenden industriellen Verkehr – schon 1873 gab man die militärischen Bedenken auf und errichtete hier eine Eisenbahnbrücke.
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