LWL-Industriemuseum

Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur

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Mata Hari

  • Geburtstag: 7.8.1876
  • Alter: 143 Jahre
  • Wohnort: überall
  • Beruf: Spionin, Tänzerin
  • Mitglied seit: 23.7.2019

Schon als kleines Mädchen kam ich auf den Geschmack eines Lebens im Luxus. Und ich habe immer einen Weg gefunden, meinen aufwendigen Lebensstil finanzieren zu können. Doch der letzte – Wissen an die Deutschen weiterzugeben – war ein Irrweg mit fatalen Folgen.

Ich weiß noch genau wie mir Vater zu meinem sechsten oder siebten Geburtstag diese kleine Kutsche schenkte. Sie war die Kindervariante einer richtigen Kutsche. Statt von Pferden wurde sie von kleinen Ziegen gezogen. Die Menschen der kleinen Stadt, in der wir lebten, staunten nicht schlecht, wenn ich wie eine kleine Königin durch die Gassen fuhr.  Doch das Glück hielt nicht lange. Meine Familie verarmte und ich durchlebte eine tragisch-turbulente Jugend. Doch der Traum vom süßen Leben verließ mich nie.

Kurzzeitig sah es dann so aus, als würden wieder ruhigere Zeiten anbrechen. 1895 heiratete ich den Kolonialoffizier Rudolf MacLeod. Ich lernte ihn über eine Kontaktanzeige kennen, die er während eines Heimaturlaubs aufgab. Und obwohl er ein sehr viel älterer Mann war, faszinierte mich seine Aura. Wir gingen nach Niederländisch-Ostindien. Doch ich war nicht glücklich, und ständige Streitereien überschatteten unsere Ehe. Als dann auch noch unser Sohn Norman starb, begann die Beziehung sich langsam aufzulösen. Ich wurde immer unglücklicher. Nach seiner Pensionierung zeichnete sich auch ab, dass Rudolfs Geld nicht reichen würde, um uns ein einigermaßen komfortables Leben in Europa zu ermöglichen. Die große weite Welt hatte mir nichts zu bieten. Ich wollte zurück in die alte Welt, wo das Leben in den Metropolen pulsierte.

Ich ließ meinen Mann, meine kleine Tochter Non und das Leben in Ostindien hinter mir. Doch meine ersten Gehversuche in die Selbstständigkeit waren nicht von Erfolg beschienen. Also begann ich mein zweites Leben als Tochter einer indischen Tempeltänzerin. Der Name Margharetha Geertruida Zelle legte ich ab. Wer brauchte ihn? Stattdessen nannte ich mich Mata Hari, das „Auge der Morgenröte“, und tanzte bald auf den Bühnen von Paris bis Wien, bis Monte Carlo und Mailand. Und wieder bannte ich die Blicke der Leute, wie damals in meiner kleinen Kutsche. Und ich war eine begehrte Attraktion. Selbst für den deutschen Kaiser tanzte ich. Sicher, die Leute wollten nicht meine Tanzkünste sehen, sondern wie ich mich aus meinem Kostüm schäle. Aber dennoch gelang ich so in die höchsten Kreise.

Die Zeitungen übertrumpften sich mit Affären, die ich angeblich unterhielt. Natürlich habe ich die Gerüchte auch ein wenig befeuert, schließlich gibt es keine schlechte Publicity, wissen Sie?

So verging der Beginn des neuen Jahrhunderts für mich wie im Rausch. Doch er ging nicht spurlos an mir vorbei. Ich wurde älter, und jüngere Tänzerinnen machten mir Konkurrenz. Die fetten Jahre waren vorbei. So schien es zumindest. Doch dann brach der große Krieg aus, und plötzlich war ich wieder gefragt. Als Tänzerin aber nur in zweiter Linie. Vor allem interessierte sich der deutsche Geheimdienst für meine Kontakte in die wichtigen politischen und militärischen Kreise Frankreichs. So lud mich dessen Chef 1915 höchstpersönlich nach Köln ein, um mich als Geheimagentin ausbilden zu lassen. Danach wurden mir 20.000 Francs als Startkapital ausgezahlt. Ich war wieder im Geschäft und bezog im Pariser „Grand Hotel“ die durchaus luxuriöse Basis für meine Missionen. Dort verkehrten auch die wichtigen Leute des französischen Kriegsministeriums. Die Deutschen wollten wissen, was die Alliierten an der Westfront planten, und ich saß direkt an der Quelle.

Ich reiste nach Spanien, um meine Informationen an meinen Kontaktmann zu übergeben. Der übermittelte sie an das Auswärtige Amt in Amsterdam. Doch der britische Geheimdienst fing das Telegramm ab und setzte die Franzosen über meine Tätigkeit für die Deutschen in Kenntnis. Die Franzosen stellten mir eine Falle und nahmen mich am Anfang 1917 fest. Im Juli begann mein Prozess. Er dauerte genau eineinhalb Tage. Mein umtriebiger Lebensstil wurde mir selbstverständlich nachteilig ausgelegt. Eine geschiedene Frau, die unverhüllt vor Menschen tanzt und der unzählige Affären und Liebschaften nachgesagt wurden, konnte ja nur durchtrieben und verschlagen sein. Am 25. Juli wurde ich wegen Doppelspionage und Hochverrat zum Tode verurteilt. Die letzten drei Monate verbrachte ich in einer kargen Zelle. Am Morgen des 15. Oktober holten mich die Soldaten raus und führten mich zum Exekutionsplatz. Ein zwölfköpfiges Exekutionskommando wartete dort auf mich. Und wieder waren alle Augen auf mich gerichtet – wie damals, in meiner kleinen Kutsche.

Karl-Heinz hat einen Kommentar hinterlassen

Karl-Heinz Glocke schrieb am 23.7.2019 um 10:28 Uhr:

Das vorneweg: Ich bin kein Befürworter der Todesstrafe, und ich gönne Ihnen nicht dieses schlimme Schicksal. Allerdings finde ich es widerlich, wie Sie nur aus persönlichen, niederen Motiven versucht haben, ihr Wissen zu Kapital zu machen. Und das auch noch für eine kriegstreibende, imperialistische Großmacht, die rücksichtslos Millionen Menschen in den Tod geschickt hat. Scheußlich dieser Opportunismus.

Elsbeth hat einen Kommentar hinterlassen

Elsbeth Schragmüller schrieb am 5.8.2019 um 14:06 Uhr:

Sieh an, sieh an. Agentin H 21 ist also auch hier. Erinnern Sie sich an unser Treffen 1916 in Köln? Hätten Sie sich an meine Instruktionen gehalten, dann wäre Ihre Spionagetätigkeit sicherlich nicht aufgeflogen.