LWL-Industriemuseum

Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur

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Karl von Drais

  • Geburtstag: 29.4.1785
  • Alter: 234 Jahre
  • Wohnort: meistens Karlsruhe oder Mannheim
  • Beruf: Erfindergeist, Forstmeister (verbeamtet) und Professor für Mechanik
  • Mitglied seit: 26.4.2019

Ich war mein Leben lang ein Tüftler. Ich wollte Dinge erfinden, die den Menschen das Leben erleichtern. Und vielleicht würde es mir gleichzeitig gelingen, die Welt ein wenig zu verändern. Diese beiden Wünsche trieben mich immer wieder in meine Werkstatt.

Ich war immer schon ein aufgewecktes Kerlchen, auch wenn meine schulischen Leistungen das nicht wiederspiegelten. Insbesondere Latein bereitete mir des Öfteren Probleme. Aber es erschloss sich mir nie, eine Sprache zu lernen, die ich mit niemandem sprechen kann. Dinge müssen doch den Menschen dienen. Jedenfalls entschied mein Vater als ich 15 Jahre alt war, mich auf die Forstlehranstalt meines Onkels zu schicken. Dort verbrachte ich die nächsten acht Jahre. Unterbrochen wurde diese Zeit nur von einem zweijährigen Studium in Heidelberg. Ich belegte Kurse in Baukunst, Landwirtschaft und Physik. Insbesondere von der Baukunst und der Physik erhoffte ich mir, dass sie mir helfen würden, Ideen an der Werkbank Realität werden zu lassen. Doch fehlte mir nach der Ausbildung die Muße. Als ich 1808 meinen Dienst als Forstinspektor antrat, blieb für meinen Erfindungsdrang keine Zeit.

Doch es dauerte nur zwei Jahre, bis ich von meinen Pflichten entbunden wurde. Man stellte mich vom Dienst frei, und fortan konnte ich mich als „Forstmeister ohne Forstamt“ ganz meinen Erfindungen widmen. Noch im selben Jahr präsentierte ich der Welt meine „Formel für die allgemeine Auflösung der numerischen Gleichungen jeden Grades“. Zwei Jahre später meine „Notenschriftmaschine“, die Noten bereits während des Klavierspiels mitschrieb. Und noch vieles, vieles mehr erfand ich in meiner kleinen Werkstatt. Aber nichts wollte so richtig zünden.

Bis zu jenem Tag, an dem ich der Welt meine größte Erfindung präsentierte: die Laufmaschine. Im Prinzip ein Sitz auf zwei Rädern, der mit der Kraft der Beine fortbewegt wird. Ich habe damit vielleicht nicht das Rad neuerfunden, aber den Vorläufer des Fahrrades. Inspiration dazu gab mir der Schlittschuh.

Die Leute staunten nicht schlecht, als ich am 12. Juni 1817 mit meiner Laufmaschine in nur einer Stunde von Rheinau nach Schwetzingen und zurück nach Rheinau lief. Damit lag meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei knapp 15 Kilometer pro Stunde. Ein unerhörtes Tempo damals.

Ich machte fleißig Werbung für meine Draisine und führte sie vor, wo ich nur konnte. In Windeseile verbreitete sie sich auf der ganzen Welt. In London, Paris, sogar in New York und Kalkutta sollen die Menschen mit meiner Erfindung über die Gehsteige gesaust sein. Am 12. Januar 1818 erhielt ich ein Patent auf die Laufmaschine. Aber häufig wurden meine Rechte missachtet. Billige Kopien fluteten auf den Markt. Und dazu kamen allerorts Fahrverbote auf den Gehsteigen. Meine Laufmaschine wurde auf die schmutzigen, schlammigen Straßen verbannt, für die sie nicht gemacht war. Diese Entwicklungen führten dazu, dass der finanzielle Erfolg ausblieb. Nicht, dass ich mir unermesslichen Reichtum gewünscht hätte, Gott bewahre! Aber ein gutes Auskommen durch meine Erfindungen, um in Ruhe und unabhängig in meiner Werkstatt weitertüfteln zu können, das war mein Traum.

Doch war es mir leider nicht vergönnt, und so verbrachte ich die letzten Jahre meines Lebens im gesellschaftlichem Abseits. Vielleicht hatte ich mir mit meiner öffentlichen Unterstützung demokratischer Ideen Feinde in den höheren Kreisen gemacht. Jedenfalls wurde meine Pension als Forstmeister gestrichen und auch meine nachfolgenden Erfindungen wollten mich nicht vor der Verarmung retten. Meine Zeitgenossen verspotteten mich an meinem Lebensende als einen dem Alkohol zugetanem Sonderling. Es war keine schöne Zeit. Aber wenn ich sehe, dass mit Fahrrad der direkte Nachfahre meiner Laufmaschine heute noch das Straßenbild prägt, bin ich versöhnt. Denn so gesehen, habe ich die Welt doch ein stückweit mit verändert, oder?

Johann Georg hat einen Kommentar hinterlassen

Johann Georg Krünitz schrieb am 26.4.2019 um 8:46 Uhr:

Seltsam. In meiner Enzyklopädie steht neben "Draisine" das Bild eines ganz anderen Gefährts. Das fährt auf Schienen. Aber mit Ihrer zweirädrigen Apparatur hat es beileibe nichts gemein.

Samuel hat einen Kommentar hinterlassen

Samuel Stöltzel antwortete am 13.5.2019 um 13:58 Uhr:

Zumindest konnte ich meinen Wein immer selber zahlen und musste nicht tanzen, bis mir die Leute genug Kleingeld zugesteckt haben. Ich hörte, das sei bei Ihnen zum Ende hin normal gewesen.

Karl-Heinz hat einen Kommentar hinterlassen

Karl-Heinz Glocke schrieb am 26.6.2019 um 21:39 Uhr:

Die Welt zu verbessern war auch mein Wunsch. Aber ich kann nicht behaupten, dass meine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. Bei Ihnen ist das schwieriger zu beurteilen. Immerhin wird der Nachfahre Ihrer Erfindung heute noch genutzt.