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Vorwort der Denkschrift Gruners 1801
Vorwort der Denkschrift Gruners von 1801, betitelt „Skizze des jetzigen Zustandes des Geistlichen Westphalens“:


„[III] Indem der ehrerbietigst Unterzeichnete es wagt, nachstehenden staatsrechtlichen und finanzistischen Entwurf zu überreichen, ist er dabei von der frohen Hoffnung beseelt, diese Freiheit seinem reinen und lebhaften patriotischen Gefühle verziehen zu sehen. In dieser Rücksicht darf er zugleich auf die Entschuldigung der Mängel dieser Arbeit mit dem ehrfurchtsvollsten Vertrauen hoffen.

Des Verfassers warme patriotische Wünsche – seine pflichtgemäße aufrichtige Teilnahme an dem Vortheil der gehoften künftigen Regierung des geistlichen Westphalens und an dem Schicksaale seiner dortigen Landsleute – erregten den sehnsuchtsvollen Wunsch in ihm, durch die gegenwärtige Arbeit vielleicht etwas zu dem besseren Loose seines Vaterlandes beitragen zu können und er wollte es daher lieber wagen, seine Vorschläge weniger detaillirt auszuarbeiten, als befürchten zu müßen, daß die günstige Zeitkrise in der überhaupt sie etwa Einfluß und Wirkung haben dürften, unbenutzt vorüberstreiche.

Der Verfasser glaubt im Voraus bekennen zu müssen, daß, obwohl er keines der herrschenden kameralistischen Sisteme ganz angenomen und in dieser Abhandlung angewandt hat, dennoch die hier aufgestellten theoretischen Grundsäze nur das Resultat seines Studiums jener Sisteme sind. Montesquieu, Filangieri, [IV] Adam Smith, Arthur Young, Büsch, Justus Möser, Mauvillon, Sonnenfels, Struensee, Eggers und Andere waren seine verschiedenen theoretischen Führer, deren geprüfte Meinungen er theils ganz, theils modifiziert sich zu eigen gemacht, auch selbst bei einzelnen Gegenständen kleinere Broschüren benüzt hat.

Es geschah daher nicht, um andern ihr Eigenthum zu rauben (indem er kein Verdienst hat, als lediglich die Prüfung, Modifikation und Anwendung fremder Grundsäze auf diesen praktischen Fall), daß er die gelesenen Schriftsteller nicht immer allegirte, sondern nur, weil er fürchtete, durch solche öftere Citate den Zusammenhang zu stören und die Lesung zu erschweren. Aus gleichem Grund hat er's gewagt, in der Abhandlung selbst die Auseinandersezung des Gegenstandes nicht an den Curialstil zu binden, sondern in einer freien schriftstellerischen Untersuchung darzustellen.

Der höchste Lohn seiner Arbeit würde für ihn seyn, wenn sie für das aufgenommen würde, wofür er sie darzubringen wagt – als einen zwar äußerst geringen, aber ebenso aufrichtigen Beweis seiner tiefsten und innigsten Verehrung für die Allerhöchste Persohn des Königs, seiner reinen und festen Anhänglichkeit an den preusischen Staat – und als eine Blüthe der schönen Früchte, die er von der Vereinigung seines Vaterlandes mit dem preusischen Scepter hoft.

Oehringen, den 20 Decbr. 1801.
Justus Gruner.“
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