Solche Überlegungen motivierten auch den Bückeburger Arzt Bernhard Christoph Faust: sein Einsatz für die Pockenimpfung, sein Wirken für die hygienische Aufklärung der Bevölkerung, sein Werben für den Gebrauch frischen Trinkwassers wurde nur noch gekrönt von städteplanerischen Utopien. In seinem „
Gesundheitskate- chismus“ kritisierte er immer wieder die enge Bebauung der Städte: „alle Häuser stehen einen oder zwey Fuß von einander, und dieser Zwischenraum, sogenannte Gärten, sind die Behälter aller ekelhaften Ausflüsse“. Sein Lösungsvorschlag war die „
Sonnenbaulehre“. Er plante Häuser, in denen die am meisten genutzten Räume nach Süden ausgerichtet sein sollten, um das Sonnenlicht und damit Wärme effektiver einsetzen zu können. Und er entwickelte – rund hundert Jahre vor dessen Realisierung – das Flachdach, das er bepflanzen und begrünen wollte. Einzelne Wohneinheiten sollten, wie bei heutigen Reihenhäusern, zu ganzen Häuserzeilen zusammengezogen und mit
Kanalisation versehen werden. Nach Süden verlegte er kleine Gärten – seine Forderung nach „grüner, lebendiger Natur“ erinnert an die spätere Gartenstadtbewegung.