Der wirtschaftliche Aufstieg, den viele Juden unter den Bedingungen der kurzen Gleichstellungsphase von 1807/08 bis 1813/15 errungen hatten, verstärkte zudem antijüdische Ressentiments. Deutliches Zeugnis dieser Haltung legen sowohl die
Diskussionen im Westfälischen Provinziallandtag 1826 ab als auch die
Denkschrift des westfälischen Oberpräsidenten 1827, in der Ludwig von Vincke generelle Skepsis zur Emanzipationsfähigkeit der Juden anmeldete. Emanzipation war für ihn nur als Assimilation vorstellbar, als vollständige Aufgabe jüdischer Identität.
Anders die der Emanzipation gegenüber aufgeschlossenen Juden: Sie wollten die Akkulturation, als Austausch der christlichen und jüdischen Kulturen. Der bekannteste und seiner Zeit wortführende jüdische Bildungsreformer Alexander
Haindorf sprach von „Amalgamierung“. Zur Unterstützung des Emanzipationsprozesses gründete er 1825 einen
Verein zur Beförderung von Handwerken unter den Juden und über die damit verbundene Schulanstalt, worin arme und verwaiste Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen, dem Oberpräsident Vincke beitrat:
Vincke und Haindorf, sie kannten sich und schätzten sich, besuchten sich gegenseitig, doch in der Frage der Judenemanzipation vertraten sie zwei diametral verschiedene Meinungen.