LWL-Industriemuseum

Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur

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Samuel Stöltzel

  • Geburtstag: 12.3.1685
  • Alter: 334 Jahre
  • Wohnort: Meißen, Sachsen
  • Beruf: Arkanist
  • Mitglied seit: 7.4.2019

 

Scherben bringen Glück? Mag sein. Aber Porzellan bringt gutes Geld. Ich kenne mich da aus. Schließlich war ich vor 300 Jahren einer der ersten Europäer, die Porzellan herstellen konnten. Dieses Wissen hat mir einen sehr bequemen Lebensstil gesichert.

Auch der Kurfürst von Sachsen witterte die Chance, seine Staatskassen aufzubessern. Darum ließ er auf der Albrechtsburg bei Meißen am Geheimnis forschen. Und 1709 wurde es tatsächlich gelüftet – und sogar weiterentwickelt. Mit nur 20 Jahren stieß ich auf der Albrechtsburg dazu und wurde zum Arkanisten ausgebildet – heutzutage würde man wohl „Chemiker“ sagen – und lernte, wie die Masse zubereitet wird und wie die Rohlinge gebrannt werden. Kurz: Ich kannte den vollständigen Prozess, eines der wertvollsten Staatsgeheimnisse zu der Zeit. Wie ich bereits erwähnt habe: nur eine Hand voll Menschen kannte das Rezept.

1710 wurde schließlich die „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur“ gegründet. Falls Ihnen der Name nichts sagt: Wahrscheinlich ist Ihnen „Meissener Porzellan“ eher ein Begriff. Hier sammelte ich fortan meine Erfahrungen in der Porzellanherstellung. Die erste europäische Porzellanmanufaktur, und ich war von Anfang an dabei.

Sie fragen sich bestimmt, wo der Teil mit dem bequemen Lebensstil bleibt und dem ganzen Geld, dass ich mit meinem Wissen verdienen konnte. Nun, der Erfolg des Meissener Porzellans weckte auch andernorts Begehrlichkeiten. Ab 1718 begann ein gewisser Claudius Innocentius du Paquier seine eigene Manufaktur in Wien aufzubauen. Aber was bringen die besten Gerätschaften, wenn man nicht weiß, was man damit anstellen soll? Eben! Und da kam ich ins Spiel…

Du Paquier machte mir ein ziemlich verlockendes Angebot: ein hübsches Jahres Gehalt von 1.000 Gulden, eine eigene und mietfreie Wohnung und vor allem meine eigene Kutsche. Hinzu kam, dass ich in Sachsen einige Probleme hatte. Angeblich sollte ich Vater eines unehelichen Kindes sein, wodurch es mir verboten war, selber zu heiraten. Beides führte dazu, dass ich 1719 bei Nacht und Nebel die Albrechtsburg verließ, um mein Glück in Wien zu suchen. In der Tasche einen 10 Jahresvertrag. Zum Glück für du Paquier. Genaugenommen hätte er ohne mich nie den Betrieb aufnehmen können. Ich war es, der die Masse für das Porzellan angesetzt hat, und ich war der einzige, der wusste, wo es die Schnorrsche Erde zu holen gab. Unter dem Gesichtspunkt war die Bezahlung mehr als angemessen.

Aber im April 1720 änderte sich die Ausgangslage: In Sachsen wurde ich höchstoffiziell begnadigt. Also konnte ich auch wieder in der alten Heimat heiraten. So ging es ein Jahr nach meiner Ankunft in Wien schon wieder zurück. Aber nicht, ohne vorher alles kurz und klein zuhauen. Fragen Sie mich nicht, warum ich es getan hab. Ich weiß es selber nicht. Jedenfalls hat es die Wiener 15.000 Taler gekostet, alles wieder ans Laufen zu bringen.

Zurück in Sachsen hatte ich keine Probleme, wieder einen Arbeitgeber zu finden. Schließlich verfügte ich immer noch über eines der kostbarsten Geheimnisse der Zeit. Und zusätzlich konnte ich meinen kurzen Abstecher nach Wien nutzen, um mir neues Wissen über Glasuren anzueignen. So gesehen war ich noch wertvoller als zuvor. Und auch das habe ich mir bezahlen lassen.

Prometheus hat einen Kommentar hinterlassen

Prometheus schrieb am 7.4.2019 um 0:08 Uhr:

@samuel_stoeltzel: Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte dir das Rezept für Porzellan besorgen können... na ja, fürs nächste Mal weißt du Bescheid.

Karl hat einen Kommentar hinterlassen

Karl von Drais schrieb am 13.5.2019 um 10:17 Uhr:

Wie kann man nur so durchtrieben sein und sein Wissen dazu missbrauchen, möglichst bequem und in Saus und Braus zu leben? Geld ist nur wichtig, damit man die Zeit hat, seinem Erfinderdrang nachzugehen. Um die Anhäufung von Reichtum geht es nicht!

Mata hat auf Karls Kommentar geantwortet

Mata Hari schrieb am 23.7.2019 um 9:35 Uhr:

Meine Güte, warum denn nicht? Wenn man was zu versilbern hat, soll man es versilbern. Man wird sich das Leben ja wohl ein wenig einfacher und annehmlicher machen dürfen. Als ob es nicht so schon schwer genug wäre.