Der Begriff der Frömmigkeit charakterisiert ein positives religiöses Verhältnis des Einzelmenschen zu Gott. Das Bewusstsein der Gottesnähe und eine Gottesliebe kann damit ebenso gemeint sein wie die Einhaltung religiöser Vorschriften.
Im Zeitalter der Aufklärung wandelten sich Charakter und Inhalt „frommen“ Denkens und Handelns – auch in Westfalen. Damit einher gingen eine Kritik an alten Frömmigkeitsformen, wie der Wallfahrt oder dem kontemplativen Klosterleben, und die Vorstellung, wichtiger als der Kult sei ein praktisches, auf das Wohl der Mitmenschen gerichtetes christliches Handeln, ein
nützliches Christentum.
Entgegen diesen aufklärerischen und pietistischen Tendenzen folgte gegen Ende des 18. Jahrhunderts aber auch eine
Verinnerlichung des Glaubens. Im 19. Jahrhundert zeichneten sich letztlich auch Konturen eines nachrevolutionären
Konfessionalismus ab.