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Künstler


Helmut Lemke

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Gedanken zum Schwein und zum Klang für ebendiese und von ihnen  2003

Installation

In dem Dorf, in dem ich geboren wurde, und das vier Jahre vor meiner Geburt noch zu Lippe-Detmold gehört hatte, hielten viele Familien ein Schwein. Das wurde irgendwann geschlachtet und dann gab’s ein neues, das dann im darauf folgenden Jahr geschlachtet wurde. Unsere Familie hielt kein Schwein. Dennoch waren wir aufs beste unterrichtet wenn wo geschlachtet wurde, weil wir das Geschäft hatten, in dem die Zutaten zur Verarbeitung verkauft wurden, und auch ein interessantes Sortiment an Schlachtgerät, wie z.B. wunderbare große Fleischwölfe, die man sich bei uns für die Schlachtung auslieh. Die Schlachtungen waren keine großen Feste, aber Ereignisse, und die lebhafteste Geruchserinnerung aus meiner Kindheit ist der extrem angenehme Geruch einer frischen Blutsuppe mit Öhrchen und Schwänzchen.

Ich lernte also früh direkt und natürlich von der sinnvollen Nutzung des Schweins.

Ich liebe Schweine. Diese Zuneigung und die Freude an ihrer in leibliches Wohl umgesetzten Nützlichkeit stehen sich nicht im Wege. Im Gegenteil!

Die Entscheidung für eine Klanginstallation in einem Schweinestall im lippischen Feilichtmuseum bei Detmold habe ich auch aus diesen Gründen schnell und spontan getroffen.

Die Nützlichkeit der Schweine.....

Der Schweinestall im Paderborner Dorf des Museums besteht aus zwei kleinen Räumen. Der rechte war der, in dem die Schweine lebten, der linke der, in dem sie starben....

Ich werde zu ihrer Erinnerung und meiner Wertschätzung, diesen Nutzungen der Räume entsprechend, das Leben und die Nützlichkeit des Schweins bearbeiten.


Der rechte RAUM, in dem die Schweine lebten.

ein wenisch schwein

Eine leise Klanglandschaft aus internationalen Schweinelauten.
Der Stall wird leer sein – nur einige wenige nackte Lautsprecher geben Grunzen, Quieken, Schmatzen und was der Schweinestimmen mehr sind wieder. Diese Töne kommen von (fast) überall her, wo es Schweine gibt, und die Schweinefamilie soll möglichst umfassend vertreten sein. Obwohl diese Familie groß und international ist, werden die Stimmen kein, wie man vielleicht vermuten könnte, schweinisches Tohuwabohu ergeben, sondern im "zivilisierten" Miteinander klingen.


Der linke RAUM, in dem die Schweine starben und verarbeitet wurden.

ein viel schwein

Eine laute Klanglandschaft aus mechanisch gespielten Instrumenten, die aus Schweineteilen hergestellt wurden. Der linke, etwas kleinere Stall wird das genaue Gegenteil des rechten sein.

Hier gibt es das Tohuwabohu, hier geht es gar nicht zivilisiert zu. Es gibt eine Ansammlung von Trommeln, bespannt mit Schweinehaut, Sehnen aus Schweinedarm, auf denen Bögen aus Schweinesehnen spielen, und was dergleichen mehr sein kann. Die klanglichen Möglichkeiten von Schweineknochen werden noch zu untersuchen sein, ob ein mit einer Schweineblase bespannter "rommelpoot" zum Einsatz kommt, wird noch entschieden. Auch die Möglichkeit, eines der Instrumente durch das Fenster in das Gehege "ausufern" zu lassen lässt sich noch nicht beantworten.

Helmut Lemke

Skizze der InstallationD Skizze der InstallationD Skizze der InstallationD
Skizze der InstallationD