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Künstler


Stefan Pietryga

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BLENDUNG  2003

Entwurf einer Rauminstallation

Blitzgeräte geben Lichtimpulse
Lautsprecher vermitteln Geräusche
Rotlicht strahlt Wärme aus

Diese Hilfsmittel bilden nach einer bestimmten Regie einen atmosphärischen Raum, der gemeinsam und gleichzeitig von sehenden und blinden Menschen in ihrer spezifischen Wahrnehmung erfahrbar ist.

Ausgangspunkt dieser Installation ist eine Szene aus dem Hitchcock Film "Fenster zum Hof", die durch eine rasche Blitzfolge bestimmt wird. Hier wird die Stille des Raums, ein abgedunkeltes Apartment in der Nacht, durch das schlagartige Licht eines Blitzgeräts zerschnitten. Die Kinoleinwand wird mit Licht überstrahlt. In Sekundenbruchteilen, kaum wahrnehmbar, werden die Szene, die Gegenstände und Darsteller belichtet. Es prägen sich durch diese Fragmentierung besonders ein: eine Stuhllehne, Schattenrisse, eine Brille, eine in diese Kulisse drängende Gestalt sowie nach den Blitzen jeweils ein anschwellendes Rot, das vom Zentrum über das Bildformat ausstrahlt und dem Zuschauer hierüber ein Nachbild nach vorausgegangener Blendung der Augen suggeriert.

Die Blendung, vom Regisseur als dramaturgisches Mittel eingesetzt, bestimmt die Handlung und legt ihr einen szenischen Rhythmus auf, der eine nachhaltige Spannung bei dem Zuschauer entwickelt. Dieser wird durch seine Aufmerksamkeit und die Hinzufügung seiner eigenen Bilder oder Bilderergänzungen in diese Handlung eingebunden.

Anfangs tauchte diese Sequenz vor meinem inneren Auge auf, als ich mich mit dem Thema dieser Ausstellung beschäftigte. Sie lieferte mir die Idee, in der Analogie zum Film, einen Raum mit einem temporären Gerüst aus Licht und Ton zu bauen, das dem sehenden und blinden Publikum ein interaktives Wahrnehmungsfeld bieten kann, mit der Absicht, Wahrnehmungsfelder aufzubauen, die mit Hilfe der eigenen Erinnerung einen Raum gemeinsam erleben lassen.

Das Angebot für den Sehenden ist das Licht, für den blinden Besucher die Strahlung des Rotlichts; gemeinsames Angebot ist die Tonkulisse.

Die Auseinandersetzung mit diesem Raum beinhaltet auch den Blick auf die Blendung in einem kulturhistorischen und kunstimmanenten Kontext, wie die Tafelbilder mit dem imaginären göttlichen Licht der Auferstehungsszenen und ihre Blendung in den Altarbildern im Mittelalter und ihre Wahrnehmung in dieser Zeit wie die aus dem Helldunkelkontrast lebenden wirklichkeitsgetreuen Malereien eines Rembrandts, zum Beispiel in der "Blendung des Simsons", nach denen der Film heute noch seine Dramaturgie aufbaut oder die heutige Aufnahme der steinernen Fassung der "Blendung des Polyphem", in Sperlonga nachgebaut, die mit ihrer räumlichen Dimension den Charakter eines zeitgenössischen Erlebnisparks besitzt.

Das Spannungsgeflecht aus Licht und Finsternis als dramaturgisches Mittel steht in diesem Experiment im Vordergrund einer weitgehenden Auseinandersetzung mit Raum und folgenden Fragestellungen, wie:

Ist die gemalte Ikone von Kasimir Malewitsch, das schwarze Quadrat, nicht auch eine Blendung oder vielleicht eine Blende der Kunst?

Stefan Pietryga

Skizze der InstallationD

Die folgenden Abbildungen stellen Aufnahmen aus dem Film "Fenster zum Hof" (USA 1954) von Alfred Hitchcock dar, der den konzeptuellen Ausgangspunkt zu Stefan Pietrygas Rauminstallation bildet. Sie sind vom LCD-Bildschirm des Computers abfotografiert und somit als Filmstills zu bezeichnen.

FilmausschnittD FilmausschnittD
FilmausschnittD