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Annemarie Spaleck

„Unternehmerkind von der Wiege bis zur Bahre“




Kinderbild der etwa siebenjährigen Annemarie Spaleck, um 1925. Die bereits vor der Flucht in den Westen gebrachten Bilder und Möbel belegen das gediegene bürgerliche Umfeld, in dem sie aufwuchs. Foto: Privatbesitz.
1918
in Greiz als Tochter eines Tuchfabrikanten geboren
1936
Abitur und Arbeitsdienst in der Landwirtschaft
1937
Höhere Handelsschule und Ausbildung zur Webereitechnikerin, kaufmännische Lehre im väterlichen Betrieb
1939
Arbeit im Betrieb (Buchhaltung, Kalkulation, Musterstube, Verkauf)
1949
Verlobung mit einem Maschinenbaufabrikanten, anschließend Flucht in den Westen und Heirat
1950
Zuzug nach Bocholt, Beginn des Maschinenbaus in Bocholt als Neugründung der Firma ihres Mannes
1950
Geburt des ältesten Sohnes Otto
1965
Übernahme der Geschäftsführung nach dem Tod ihres Mannes
1978
allmählicher Rückzug aus dem Betrieb
2002
gestorben


Eigentlich wollte ihr Vater sie Marianne nennen, doch der Name der französischen Nationalheiligen war 1918 nicht opportun. Annemarie Spaleck stammte aus einer Familie, in der seit 1797 gewebt wurde. Sie bezeichnete sich selbst als „Unternehmerkind von der Wiege bis zur Bahre“. Ihr Vater hatte 1909 mit seinem Bruder Paul die Mechanischen Kammgarnwebereien Gebrüder Reißmann, Greiz und Ronneburg gegründet. Sie selbst trat 1939 nach gründlicher Ausbildung in den väterlichen Betrieb ein. 1949 organisierte sie die aus politischen Gründen notwendig gewordene Flucht in den Westen und sorgte dafür, dass wichtige Betriebsunterlagen der Firmen gerettet wurden. Selbst Bilder und Möbel konnte sie in den Westen schmuggeln.

Die Reißmann-Unterlagen waren Basis für den Neuanfang der Kammgarnweberei unter ihrem Bruder Walter in Münchberg. Die Pläne und Dokumente ermöglichten den Neuanfang in Bocholt mit dem gleichen Programm wie in Greiz. Gemeinsam begannen Annemarie und Siegried Spaleck in Bocholt bei Klaas de Vries, wo Siegfried Geschäftsführer wurde, mit dem Neuaufbau der Maschinenfabrik. Seit dem Autounfall ihres Mannes 1958 arbeitete Annemarie Spaleck mit im Betrieb und übernahm 1965 nach seinem frühen Tod die Geschäftsführung. Mit dem Eintritt des ältesten Sohns Otto 1974 wurde sie von dieser Aufgabe allmählich entbunden. Sie starb Anfang Januar 2002.

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