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Josef E.

Aufstiegschancen im Westen




Das Elternhaus in Roßnitz bei Karlsbad: ganz links „an der Ecke des Bierhäusl“ der Vater Josef E. senior. Er war Gemeindevorsteher und Mitglied der sozialdemokratischen Partei.
1922
im Sudetenland geboren
1938
Glasschleiferlehrling in der Karlsbader Kristallglasmanufaktur in Meyerhöfen
1941
Facharbeiterprüfung, Wehrmacht
1945
Entlassung aus der Gefangenschaft, Hilfsarbeiter in einer Wormser Maschinenfabrik
1947
Glasschleifer in Amberg
1948
Heirat, Anstellung in der Glasfachschule in Rheinbach
1952
Meisterprüfung, technischer Oberlehrer
1960/61
Bundesvorsitzender und Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks
1984
Ruhestand


„Wäre ich in Böhmen geblieben, so hätte ich wohl nur in der Glasfabrik arbeiten können.“ Für Josef E. bot die Nachkriegszeit in Westdeutschland Chancen, die er in Böhmen nicht gehabt hätte. Allerdings war die hervorragende Ausbildung in der Karlsbader Kristallglasmanufaktur, vormals Ludwig Moser & Söhne, die Grundlage dafür. Seine Qualifikation als Glasschleifer und verwandtschaftliche Beziehungen – die Heirat mit der Tochter eines Lehrers aus der Steinschönauer Glasfachschule – ermöglichten ihm 1948 den Zuzug nach Rheinbach. Dort baute er die neu gegründete Glasfachschule maßgeblich mit auf und half bei der Modernisierung. Er gehörte zu denjenigen, die den Charakter der Schule an die Bedürfnisse von Glasindustrie und Glashandwerk anpassten und so ihre Existenz als größtes Institut dieser Art in Westdeutschland sichern halfen. Ihm war bewusst, dass die Schule in Rheinbach kein rein sudetendeutsches Institut bleiben konnte. Trotzdem bedauert er, dass heute der Blick auf die Anfänge fehlt: „Wer glaubt, die Tradition beiseite schieben zu können, reißt das Fundament weg.“ Bereits 1951 wurde Josef E. Vorsitzender des Stadtverbandes der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG). In dieser Funktion setzte er sich dafür ein, die Altersvorsorge der Sudetendeutschen zu verbessern. Für seine vielfältigen Verdienste um die Glasfachschule, aber auch für öffentliche Belange, wurde Josef E. mehrfach ausgezeichnet und erhielt 1990 das Bundesverdienstkreuz.

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