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Franz Wendler

Einer der besten Glasgraveure




Foto: Privatbesitz.
1913
geboren in München als Sohn des Kaufmanns Karl Wendler und seiner Frau Anna, die beide Sudetendeutsche waren
1915
Umzug ins Sudetenland
1919 - 27
Schulbesuch
1928 - 31
Ausbildung zum Glasgraveur,
bis 1936
Geselle
1936 - 39
Arbeit im eigenen Betrieb mit vier Gesellen
1939 - 45
Wehrmacht
1947
selbständiger Graveur in Bedburg/Erft
1950 - 63
in Rheinbach Lohnarbeit als Graveur für ehemals sudetendeutsche Glasfirmen
ab 1963
selbstständig
1967
Bezug des Eigenheims in der Stettiner Straße
1970
erster Besuch in der Heimat
1996
als einer von „zwanzig der besten Leute“ (Graveure) auf Einladung der Firma Lobmeyer in Steinschönau


Auch im Alter von über 90 Jahren widmet sich Franz Wendler seiner Leidenschaft, der Gravur schöner und edler Gläser. Heute stellt er vor allem Unikate mit Schliff und Gravur nach eigenen Ideen - meist für Sammler - her. Früher, im nordböhmischen Haida, und bis 1963 in Rheinbach, arbeitete er gegen Lohn für andere Firmen, seit Anfang der 1930er Jahre vor allem als Mustermacher. Die Zahl der von ihm veredelten Gläser geht in die Tausende. Sie wurden in die ganze Welt verkauft. Einer seiner bedeutendsten Aufträge war eine große Topfvase mit Schiffsmotiven von der Antike bis zur Gegenwart für den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Wenige Tage vor der Fertigstellung wurde Kennedy ermordet.

Franz Wendler ist Zeuge von nahezu einem Jahrhundert deutsch-böhmischer Geschichte. Er erlebte Konjunktur und Krise der Glasindustrie in den 1920er und 1930er Jahren, den „Anschluss“ des Sudetenlandes an das Deutsche Reich 1938 und den Krieg. Seine Frau Linda und ihre Eltern durften die Tschechoslowakei erst 1967 im Umfeld des Prager Frühlings verlassen. Ihr Vater hatte vor dem Krieg eine Glasmalerei-Werkstatt betrieben. 1945 wurde er enteignet, aber als Spezialist festgehalten und musste tschechische Lehrlinge unterrichten. Nach großen Schwierigkeiten durfte auch Linda die Glasmalerei lernen. Aus dieser Zeit hat sie bis heute Freunde, die damals zu ihr standen, „als es nicht gut war, mit einer Deutschen befreundet zu sein“. Sie legte 1980/81 die Meisterprüfung ab und lehrte fast 20 Jahre an der Glasfachschule.

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